Wir stehen nun am Ende von BAIN. Der letzte Unterrichtsblock dreht sich um Ausblick im Bereich Archiv- und Bibliotheksinformatik sowie Einblick in die Praxis der Dozierenden.

Praxisberichte

Literaturarchiv Marbach besteht aus verschiedenen Beständen und ist nicht nur Archiv, sondern auch Museum und Bibliothek. Bis anhin haben sie die verschiedenen Bestände nach ihren jeweiligen Standards erschlossen also die bibliografischen Bestände mit Bibliotheksstandards, die Archivalien mit archivischen Standards und so weiter. Das hat dazu geführt, dass die drei Bestände nicht zusammen durchsucht werden konnten, man musste angeben in welcher Art von Bestand man suchen will, was natürlich für Nutzende, die nicht Bibliothekar:innen oder Archivar:innen sind, nicht nutzerfreundlich ist. Bedürfnis und Ziel des Projektes, an welchem Herr Lohmeier und Herr Meyer mitgearbeitet haben, war es also ein Discovery-System einzurichten, mit welchem über alle Bestände hinweg gesucht werden kann. Was ich sehr spannend daran finde ist das Resultat, also einerseits natürlich den Aspekt, dass nun der gesamte Bestand durchsucht werden kann mit einem Stichwort, aber auch die Gestaltung und das Design wirken sehr modern und angenehm.

Auch interessant, rückblickend auf den Kurs BAIN ist die Darstellung der eingesetzten Systeme und Techniken für die Umsetzung des neuen Discovery-Systems (Bild ausgeschnitten von der Projekt-Homepage):

praxisbeispiel_marbach_technischeaspekte

Darin sehen wir einige Komponenten, die wir im Verlauf des Unterrichts kennengelernt haben. Wie OpenRefine, Solr und die OAI-PMH-Schnittstelle. Auch das zweite Praxisbeispiel konnte sehr anschaulich die praktische Anwendung von Inhalten aus BAIN darstellen. Aus Platzgründen werde ich aber hier nicht näher darauf eingehen. Es war jedoch sehr bereichernd, zum Ende dieses Moduls einen Einblick in echte Anwendungsfälle erhaschen zu können. Danke dafür 😊

Linked Data - ein Ausblick

BIBFRAME wird nun seit rund 10 Jahren entwickelt (2012), als Nachfolger für das MARC21-Format. BIBFRAME basiert auf den Regelwerken FRBR (Functional Requirements for Bibliographic Records) sowie RDA (Resource Description and Access). FRBR und RDA ist der (geglückte) Versuch bibliografische und archivarische Metadatenstandards zu vereinheitlichen, um sie auch gemeinsam nutzen zu können. RDA beschreibt was genau katalogisiert werden soll, FRBR dagegen gibt eher die Struktur vor. BIBFRAME kann noch nicht alle Konzepte von FRBR und RDA abbilden, daher wird BIBFRAME auch noch weiterentwickelt.

BIBFRAME folgt Linked Data Paradigmen, das bedeutet, dass BIBFRAME nicht tabellarisch aufgebaut ist, sondern relational. Es werden also nicht alle Daten in einen Datensatz geschrieben, sondern es werden einzelne Elemente erstellt, die dann untereinander in Relation gesetzt werden können.

BIBFRAME_Model

Records in Context (RiC) basiert auf den Gleichen Prinzipien wie BIBFRAME. RiC basiert ebenfalls auf Linked Data Prinzipien, so sollen Entitäten gebildet werden die anschliessend untereinander in Relation gesetzt werden können. Das Model von RiC sieht etwas komplexer aus als bei BIBFRAME. Die Entitäten sowie die Relationen sind hier sehr detailliert abgebildet.

RiC_Model

Anders als bei BIBFRAME führt RiC bei den Archiven zu einer neuen, veränderten Erschliessungspraxis. Das könnte damit Zusammenhängen, dass Archive bis anhin nicht stark mit Nomrdateien gearbeitet haben, mit dem Linked Data Ansatz spielen aber Normdaten eine grosse Rolle. Mit der Umstellung auf RiC kommt viel Arbeit auf die Archive zu, etwas anders als bei BIBFRAME wo die Erschliessungstechnik an und für sich nicht gross ändert.

Quellen