Funktion und Aufbau von Archivsystemen
Heute erwartet uns ein Gastvortrag über das Bibliothekssystem ALMA und anschliessend folgt direkt der Einstieg in die Archivinformatik. In diesem Block begegnen mir alte Geister wie ISAD(G) sowie erneut ein Open Source System das es zu installieren gilt.
wo stehen wir?
In diesem Block beschäftigen wir uns, unter anderem, mit dem Open Source Archivsystem Archivesspace.
Gastvortrag ALMA
Zusammengefasst fand ich den Vortrag interessant, insofern dass ich mir mal ein Bibliothekssystem (vor allem das Front-End) anschauen konnte. Das hilft mir einerseits, nun ein Bild davon zu haben wie so ein User Interface (UI) aussehen könnte, anderseits verfüge ich über keine Vergleichsmöglichkeiten, da ich kein anderes kenne. Auch ohne Vergleichsmöglichkeit scheint mir das UI sehr benutzerfreundlich zu sein, alle Funktionen scheinen einfach und zielführend bedienbar zu sein.
Metadatenstandards im Archivbereich
ISAD(G) ist ein Regelwerk, welches in den 90ern entwickelt wurde. Es dient als Leitfaden für die Erschliessung von Archivgut, welcher auch in Kombination mit anderen, bestehenden, Regelwerken genutzt werden kann. EAD (Encoded Archival Description) ist ein Datenformat basierend auf XML mit dessen Hilfe die ISAD(G) Regeln umgesetzt werden. Der Unterschied zu Regelwerken im Bibliotheksbereich besteht in der Art und Weise wie erschlossen und gesucht wird. Hier steht die Erschliessung im Mittelpunkt. Im Unterschied dazu ist für Archive besonders interessant wo die Archivalien entstanden sind (Provenienz) und weniger wer der Autor resp. der Verfasser ist. Zumal die Autorenschaft teilweise bei Archivalien auch nicht bekannt ist. Dies spiegelt sich direkt in den Pflichtfeldern von ISAD(G) wider. ISAD(G) umfasst 6 Pflichtfelder:
- Signatur
- Titel
- Provenienz
- Entstehungszeitraum
- Umfang
- Verzeichnisstufe
Die Nachteile in der aktuellen Metadatenerfassung liegen unter andrem darin, dass Datensätze teilweise nur im Kontext verständlich sind. Das macht eine Recherche eher schwierig. Weiter kann ein Objekt nur an einer Stelle zugeordnet werden, nicht an mehreren. Wenn man also einen spezifischen Datensatz sucht, muss man den Bestand respektive die Struktur des Bestandes kennen. Auch das erschwert die Recherche. Um diesen Nachteilen entgegenzuwirken gibt es interessante Ansätze die ähnlich wie bei den Bibliotheksstandards Richtung Linked Data zeigen. Ein neuer Standard RiC (Records in Context) auf Basis des Regelwerkes ISAD(G) ermöglicht aufgrund seiner Grundlage auf dem RDF-Model sowohl parallele als auch plurale Beziehungen zwischen den Records und kann somit auch komplexere Zusammenhänge aufzeigen. Dieser Standard unterscheidet sich von der traditionellen, stark hierarchischen Verzeichnispraxis, wo solche Beziehungun nicht modellierbar sind. Die Ontologie die im Zuge der Entwicklung von RiC entstanden ist kann zusätzlich dazu beitragen die von Archiven beschriebenen Metadaten auch für andere Gedächtnisorganisationen, im Sinne von Linked Open Data, zugänglich zu machen.
Literaturempfehlung: Was sich Historiker:innen von Archiven wünschen
Diese Auflistung von Anforderungen an ein zeitgemässes Archiv fand ich sehr spannend und hat für mich die Brücke zu verschiedensten (vergangenen und auch laufenden) Modulen geschlagen. Beispielsweise setzen wir uns aktuell mit der Digitalisierung von Bildmaterial auseinander, wo natürlich Scannen, OCR und digitalisieren nach Metamorfoze-Standard im Zentrum stehen. Letztes Semester haben wir uns in einer Gruppenarbeit mit Linked-Data als Zukunft der Archiverschliessung befasst, hier der Link auf ein Selbstversuch des Schweizerischen Institutes für Informationswissenschaft (SII) zu diesem Thema: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/iwp-2020-2114/html.
Installation von Archivesspace und Anlegen eines Repository
Auch bei dieser Installation zeigten sich die Schritt-für-Schritt-Anleitungen als sehr zuverlässig, ich konnte Archivesspace ohne Schwierigkeiten installieren und starten. Auch ein Repository anlegen funktionierte, für mich waren nicht alle Felder selbsterklärend. Da ich weder im Bibliotheks- noch Archivbereich Erfahrungen habe fällt es mir auch hier wiederum schwer, einzuschätzen ob Archivesspace nun eine geeignete und benutzerfreundliche Software für die Erschliesssung von Archivalien ist oder nicht.
Quellen
- Wikipedia, Records in Context, 2021. Zugriff unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Records_in_Contexts
- König Mareike, Was sich Historik:erinnen von Archiven wünschen, 2019. Zugriff unter: https://dhdhi.hypotheses.org/6107